Montag, 1. Februar 2010

Predigt: „Die Bibel – Lesen macht den Unterschied!“

Predigt über Mt 12,1-8: „Die Bibel – Lesen macht den Unterschied!“
Liebe Gemeinde,
ein kleines Erlebnis von mir und meinem Saxofon zu Beginn: Ich habe es seit anderthalb Jahren und habe versucht, mir das Spielen selbst beizubringen. Mit meinen Erfolgen war ich auch meist einigermaßen zufrieden. Bloß gibt es bestimmte Tonarten, in denen ich mich nicht so wohl fühle. Alles mit einem b davor, das fand ich sehr umständlich zu greifen. Die Tonleitern lagen sehr unbequem für die Finger. Die meiste Zeit dachte ich, das ist nun einmal so bei diesem Instrument und ich muss einfach mehr üben. Und habe die Stücke in den unbequemen Tonarten lieber ausgelassen.
Manchmal blättere ich aber im Übungsheft, und da fand ich einen Hinweis, den ich bisher so übersehen habe. Für einige Töne gibt es verschiedene Griffe und einen dieser Griffe hatte ich bisher nie benutzt. Er kam mir überflüssig vor. Kürzlich hab ich also noch mal geblättert und gesehen, dass ich bei diesem Griff die Finger anders setzen muss. Und wenn ich das tue, die Finger richtig setzen, dann ist es genau der richtige Griff für die scheinbar unbequemen Tonarten. Jetzt geht es fließend rauf und runter auch mit den b-Vorzeichen. Wie gut, dass ich noch mal nachgelesen habe! So haben sich Möglichkeiten aufgetan, die ich vorher nicht gekannt habe. Lesen hat den Unterschied gemacht!
Es gibt nun im Leben noch schwerere Dinge als Saxofonspielen. Aber auch für andere Gebiete unseres Lebens stimmt es: Lesen macht den Unterschied. Nämlich ob wir die Bibel lesen oder nicht. An die Bibel glauben ist nicht so schwer, wenn mal einmal Christ ist. „Die Bibel ist Gottes Wort, in der Bibel finde ich die Wahrheit“ – das sagt sich leicht. Das kann man auch sagen, ohne sie zu lesen. Aber wenn wir sie wirklich aufschlagen und lesen – dann tun sich ganz neue Möglichkeiten auf.

Heute lese ich den Bericht von Jesus, wie er die Frage stellt, ob wir denn nicht gelesen haben. Hören wir auf Mt 12:

1 In jener Zeit ging Jesus an einem Sabbat durch die Kornfelder. Seine Jünger hatten Hunger; sie rissen deshalb Ähren ab und aßen davon. 2 Die Pharisäer sahen es und sagten zu ihm: Sieh her, deine Jünger tun etwas, das am Sabbat verboten ist. 3 Da sagte er zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren – 4 wie er in das Haus Gottes ging und wie sie die heiligen Brote aßen, die weder er noch seine Begleiter, sondern nur die Priester essen durften? 5 Oder habt ihr nicht im Gesetz gelesen, dass am Sabbat die Priester im Tempel den Sabbat entweihen, ohne sich schuldig zu machen? 6 Ich sage euch: Hier ist einer, der größer ist als der Tempel. 7 Wenn ihr begriffen hättet, was das heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer, dann hättet ihr nicht Unschuldige verurteilt; 8 denn der Menschensohn ist Herr über den Sabbat. Mt 12

„Habt ihr nicht gelesen?“, fragt Jesus die Pharisäer. Wenn sie gelesen hätten, in der Bibel gelesen hätten, dann hätten sie besser begriffen, wie Gott das Leben gewollt hat.
Wie kam es zu dieser Auseinandersetzung? Jesus und seine Schüler waren auf der Wanderung. Und das am Sabbat, wo jeder gesetzestreue Jude nur ein paar Schritte macht und mehr nicht. Jesus hat das Gesetz sehr oft beachtet und es nie aus Jux und Dollerei übertreten. Wenn er hier nun eine Reise macht, die eigentlich verboten ist, dann muss er einen Grund gehabt haben. Vielleicht musste er sich zurückziehen. Er war längst nicht überall wohl gelitten. Man versuchte ihm Fallen zu stellen. Er musste oft ausweichen, vielleicht auch durch diese Wanderung. Proviant hatten sie nicht genug mit, aber das war kein großes Problem. Das jüdische Gesetz erlaubt ausdrücklich, dass man unterwegs für den kleinen Hunger was aus fremden Feldern abpflücken darf. So machen es die Schüler Jesu. Das war in Ordnung. Aber eben am Sabbat – das war nicht in Ordnung, das galt als Erntearbeit. Verboten!
Die ganz Gesetzestreuen, die Pharisäer, klagen das sofort an. Sie berufen sich auf ihre Bibel – auf das Mosegesetz eben. Jesus antwortet und fragt: „Habt ihr denn das andere nicht gelesen?“ Es steht noch mehr in der Bibel, nicht nur Gesetzesverordnungen, und um herauszufinden, wie Gott das Leben gewollt hat, muss man mehr lesen, nicht nur ein bisschen, sondern richtig viel. Daher die Frage von Jesus: „Habt ihr denn nicht gelesen?“ Diese Frage ist auch für uns aktuell, denn auch in unserem Leben klärt sich vieles, wenn wir einfach mehr lesen. Aber wir bleiben noch bei Damals, beim biblischen Bericht, und schauen ihn uns an.

1. Wer sollte lesen?
Wer ist das, der bitte doch mehr lesen sollte in der Bibel? Man könnte auf die Idee kommen, Jesus spricht hier mit Theologen. Pharisäer. Die müssten es ja wenigstens wissen. Von denen kann Jesus erwarten, dass sie mehr Bibel lesen. Theologen haben das gelernt und haben auch Zeit dafür. Ob Jesus dasselbe aber auch von uns, Nichttheologen zumeist, erwarten würde?
Es könnte so scheinen, als würde Jesus ein Theologen-Gebot aussprechen. Aber so ist es nicht. Denn die Pharisäer waren damals überwiegend gar keine Theologen, sondern es waren einfache Leute, Bauern, Händler. Und zwar solche, die ganzen Ernst machten mit Gott. Es war eine Laienbewegung, keine Schriftgelehrten. Die hatten kein Studium hinter sich, die hatten ihren normalen Beruf. Von diesen normalen Leuten also hatte Jesus erwartet, dass sie mehr in ihrer Bibel gelesen hätten.
Diese Pharisäer hatten zwar einen gewissen Bibelvorsprung vor uns, einfach weil sie Juden waren. Weil sie also biblischen Unterricht hatten wie jeder Jude und weil sie jeden Sabbat mehrere Schriftlesungen hörten. Das war ihr Bibelvorsprung. Aber andererseits haben wir heute auch einen ziemlich großen Bibelvorsprung vor denen. Denn lesen und schreiben können heute viel mehr von uns als bei den Leuten damals. Wir haben Zugang zu verschiedenen Bibelübersetzungen. Die Bibel im eigenen Haus: damals undenkbar, aber heute eine Selbstverständlichkeit. Dazu gibt es eine Fülle von Erklärungen, Lexika und vieles mehr. Von Internet gar nicht zu reden. So leicht wie wir heute in Deutschland hat sonst niemand es mit dem Bibellesen. Bibelvorsprung – den haben wir, nicht die Pharisäer damals. Uns würde Jesus also um so mehr fragen: „Habt ihr denn nicht gelesen?“

2. Was soll man lesen?
Kurze Antwort: Mehr. Weiter lesen. Nicht nach dem ersten neuen Gedanken aufhören. Sondern die Bibel bietet mehr. Mehr Leben. Also weiter lesen!
Die Pharisäer haben an die Sabbatgebote erinnert. So weit haben sie gelesen. Eine außerordentlich wichtige Ordnung von Gott. Sie soll das Leben schützen und fördern. Wir Menschen haben einen Hang zur Betriebsamkeit, wir wollen immer mehr haben und mehr erwerben. Das ist nicht in sich schlimm. Aber es braucht eine Grenze. Einmal aufhören und Zeit für Gott haben, Zeit für’s Leben. Das ist der Sabbat. Wenn Jesus nun eine Reise macht und seine Schüler Essen besorgen, haben sie das Sabbatgebot übertreten.
Warum aber übertreten? Eben damit das Leben geschützt wird. Jesus begründet das mit weiteren biblischen Berichten. Immer gab es die Möglichkeit, dass Gottes Wille nicht in die Gesetze vollständig hineinpasst. Die Gesetze dienen dem Leben, nicht umgekehrt. Dafür erzählt Jesus zwei Beispiele aus der Bibel – und die Pharisäer hätten das ja kennen müssen. „Habt ihr denn nicht gelesen?“ Jesus fügt noch ein drittes Bibelwort an: „Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer.“ Das hat der Prophet Hosea gesagt. Das ist Gottes Wille.
Wenn sie gelesen hätten, weiter gelesen hätten, dann hätten sie diesen Raum zum Leben auch gefunden. Lesen macht den Unterschied. Den Pharisäern ging es wie mir auf dem Saxofon: Sie konnten nur ein paar Tonarten. Bei ihnen waren es die Ordnung und das Gesetz. Aber in anderen Tonarten waren sie nicht so geläufig: in den Tonarten der Liebe und der Barmherzigkeit. Mir hat beim Saxofon geholfen, noch mal nachzulesen. Den Pharisäern hätte das auch geholfen. Sie würden neue Seiten des Lebens entdecken. Sie würden Gott besser lieben können. Und sie wären eine größere Wohltat für ihre Mitmenschen. Sie haben viel verpasst, weil sie nur ein bisschen gelesen haben, aber nicht genug. Lesen macht den Unterschied.

Was soll man lesen? Zunächst also einfach weiter lesen. Und dann? Wenn man viel gelesen hat in der Bibel? Was ist denn mit den vielen unterschiedlichen Aussagen der Bibel? Da passt ja nicht immer eins ins andere. Da ergeben sich auch Widersprüche. Was ist damit?
Schauen wir mal genau hin! Jesus hat ja gerade auf die Widersprüche hingewiesen – oder besser: auf die Vielfalt der Bibel. Auf die große Spannbreite. Die Pharisäer sprachen von den Geboten. Sie hatten recht. Die Gebote drehen sich um Sabbat und um Opfer und vieles mehr. So ist es. Jesus bestreitet das nicht – aber er zeigt auf die anderen Seiten der Bibel. Da gab es einzelne, die es noch anders gemacht haben als im Gesetz vorgesehen. Besondere Situationen, wo man das Gesetz nicht außer acht lässt, aber es mit Augenmaß anwendet. Und es gibt die Propheten, die wiederum eine eigene Art der Auslegung haben. Typisch für die Propheten ist dieses Wort, das Jesus zitiert: „Gott will Barmherzigkeit, nicht Opfer.“ Der Prophet hat also unterschieden: Opfer waren Gottes Wille, aber sie sind Mist, wenn ein unbarmherziges Herz dahinter steht. Dann will Gott keine Opfer. Die Bibel enthält also eine große Spannbreite. Hier Gesetz, dort Propheten. Hier Opfer, dort Barmherzigkeit. Und mittendrin Berichte über Gottes Handeln, wie er es auch noch gemacht hat.

Wenn Jesus nun fragt: „Habt ihr nicht gelesen?“, dann mutet er uns eine ziemlich anspruchvolle Sache zu: Er möchte, dass wir die Bibel in ihrer ganzen Bandbreite aufnehmen. Die Bibel, die oft nicht sagt: So ist es! – sondern: Einerseits – andererseits. Die Bibel, die sich auch fortlaufend selbst auslegt. Zur Zeit von Mose gab es die Propheten noch nicht, aber fünfhundert Jahre später war die Auslegung der Propheten richtig. So legt die Bibel sich fortlaufend selbst aus. All das passt nicht in eine einfache Formel. All das erfordert ein wenig Nachdenken. Man muss sich schon hinsetzen und vergleichen und fragen: Wem wurde dies eine gesagt, zu wem wurde der andere Bibelabschnitt gesagt? Man muss sich schon Zeit nehmen und einen Bibeltext neben den anderen legen und viel beten und ... weiter lesen! Das ist eine ganz schöne Herausforderung. Das ist anspruchsvoll. Das geht nicht nebenher. Das fordert Überwindung, wenn man nach einem Arbeitstag oder am Wochenende müde ist. Jesus war Handwerker und wusste das.
Aber ... Jesus erwartet dieses Engagement. „Habt ihr nicht gelesen?“ Lest weiter, lest das Einerseits und das Andererseits, fragt nach dem jetzt richtigen Verständnis, fragt, was auch die Propheten sagen ... und dann werdet ihr das Leben entdecken. Wer zu wenig liest, der verpasst das Leben allerdings, wie Gott es gemeint hat.
Ich staune, dass Jesus so viel erwartet. Niedriger legt er die Latte nicht. Mehr Rabatt gibt er nicht. Jesus selbst ging mit der Bibel so um, dass er sie in ihrer Vielfalt zitierte. „Wiederum steht geschrieben“ ... das war schon seine Waffe, als der Teufel ihn in der Wüste reinlegen wollte (Mt 4,1-11). Wir könnten heute Angst haben vor solch einem Umgang mit der Bibel: ein Bibelwort neben das andere setzen und vergleichen. „Wiederum steht geschrieben“ – führt das nicht bloß zum Streit um Worte? Aber es ist das Bibelverständnis unseres Herrn Jesus, der sagt: „Wiederum steht geschrieben!“ Jesus traut es uns zu, die Vielfalt und Spannbreite der Bibel auszuhalten. Ja mehr noch: nicht seufzend auszuhalten, sondern ihren Reichtum zu entdecken. In das Bergwerk zu gehen und nicht nur den erstbesten Fund rauszuholen, sondern wieder hineingehen und noch mehr zutage fördern und noch mehr. Jesus traut uns das zu! Denn wer sich diese Mühe macht, findet das Leben, wie es Gott gemeint hat. Wer sich diese Mühe macht und nachliest, erlernt z. B. die Tonart der Barmherzigkeit. Aus monotonen Melodien wird so ein reicher schöner Klang. Wie kommt man dahin? Lesen macht den Unterschied!

3. Wer fragt nach dem Bibellesen?
Dumme Frage. Jesus natürlich. Er ist es, der die Pharisäer fragt: Habt ihr nicht gelesen? Er ist es, der diese große Spannbreite der Bibel aufzeigt. Er ist es, der sagt: Momentan ist das Wort der Propheten wichtiger als das Wort des Mose.
Das ist ja eigentlich eine kühne Behauptung, zu sagen: Jetzt wiegt dies aus der Bibel schwerer als jenes. Wer kann sich schon anmaßen, dass er diese Unterscheidung trifft? Wer kann sich herausnehmen, der Schiedsrichter über Gottes Wort zu sein? Jeder Mensch steht doch unter Gottes Wort und nicht über ihm – die Heilige Schrift ist ja Gottes Wort. Wenn heute einer behaupten würde: Was Paulus hier schreibt, ist wichtiger als was Matthäus sagt, und ein anderer sagt: nein, umgekehrt – dann hätten wir wirklich einen Streit um die Bibel: Wort gegen Wort.

Nur einer kann maßgeblich sagen, was wichtig ist aus der Heiligen Schrift: Jesus Christus. Er ist der verbindliche Ausleger der Bibel für uns. Deshalb hat es tiefe Bedeutung, dass er diese Frage stellt: Habt ihr nicht gelesen?, und dass er es sagt: Ihr müsst noch mehr Schriftstellen hinzunehmen.
Nachdenkliche Christen haben gesagt: Jesus Christus ist die Mitte der Schrift. Das klingt erst mal ganz schön ... aber es ist ein sehr hilfreicher Satz. Ein Grundsatz, der sofort praktische Auswirkungen hat. Bei jedem Bibelabschnitt kann man fragen: Wie hätte Jesus die Verse, die ich gerade vor mir habe, wie hätte Jesus das verstanden? Als Jesus diese Verse gelesen hatte oder in der Synagoge gehört hatte – wie hat er sich dazu gestellt? Wie hätte er sich dazu gestellt? Diese Frage ist oft der Schlüssel.
- Dürfen Frauen Verantwortung übernehmen, auch mehr als Männer – oder gleich viel? Nun, wie hat Jesus das gelebt?
- Diese verstörenden Rachepsalmen aus der Bibel, die den Feinden die Pest an den Hals wünschen – wie hat Jesus die wohl gebetet?
- Müssen wir Angst haben vor Leuten mit anderer Religion? Müssen wir ihren Einfluss bekämpfen? Tja, wie ist Jesus denn umgegangen z. B. mit den Samaritern? Oder als er sich in nichtjüdischen Städten aufhielt?
Die Bibel von Jesus her lesen, das ist ein wichtiger Schlüssel. Und wer sich nun fragt: Woher soll ich denn wissen, was Jesus zu dieser oder jener Sache gesagt hat – dem sage ich nur: Lies nach! Lies mal alles durch, so viel du kannst. Du wirst Dinge finden, die du noch nie zuvor entdeckt hast, auch an Jesus.
Für uns kommt alles darauf an, wer uns das Bibellesen zumutet; wer uns fragt: Habt ihr nicht gelesen? Es ist Jesus: die Mitte der Schrift.

Zu guter Letzt fehlt noch eine Einsicht. Die betrifft nicht unser Bibellesen allgemein, sondern unsere aktuelle Gemeindesituation.

4. Unsere Gemeindekrise ist auch eine Bibelkrise!
Wer in den letzten Monaten aktiv am Gemeindeleben teilgenommen hat, dem ist es klar: Wir sind derzeit in einer Krise. Wir alle leiden unter dieser Last. Diese Krise hat recht viele verschiedene Wurzeln. Eine davon müssen wir aber heute, gerade am Bibelsonntag benennen: Unsere Krise ist auch eine Bibelkrise.
In der Tat haben wir nach vielen Gesichtspunkten gefragt, aber zu wenig nach der Bibel. Was Jesus Christus für seine Gemeinde wichtig findet, darüber steht doch nun wirklich viel geschrieben. Aber das kam in unseren Aussprachen eher am Rande vor. Wenn Jesus uns nun heute fragt: „Habt ihr nicht gelesen?“, dann kann unsere Antwort eigentlich nur voller Selbstkritik sein.

In den achtziger Jahren kam ein Buch heraus von einem katholischen Theologen. Es hieß: „Wie hat Jesus Gemeinde gewollt?“ Und darin hat er ein herausforderndes, ein urchristliches Bild von Gemeinde entworfen. Wir Studenten dachten damals: Alle Achtung, so was aus katholischer Feder! Das dürfte für die katholische Kirche ja wie ein Aufruf zur Kirchenreform sein. Wir dachten auch: Eigentlich ist das ja eine typisch freikirchliche Fragestellung: Wie hat Jesus Gemeinde gewollt?
Und jetzt? Jetzt sind wir an einem Punkt, wo wir diese Frage ziemlich aus den Augen verloren haben und wo wir uns von einem katholischen Buchtitel erinnern lassen müssen, wo wir Baptisten eigentlich herkommen: von der Bibel. Es ist nichts dabei, dass gerade ein Katholik uns daran erinnert. Es ist gut, dass er uns diesen Dienst tut. Aber was haben wir verloren, dass diese Frage nicht von uns selber ständig wachgehalten wurde! Unsere Gemeindekrise ist auch eine Bibelkrise.
Nun, lamentierender Rückblick hilft uns nicht weiter. Es kommt darauf an, wie wir nach vorn hin aus der Krise herauskommen. Das kann nur passieren, indem wir zur Bibel zurückkehren.

Also müssen wir an dieser Stelle umkehren. Und der Bibel neue Möglichkeiten geben. Reden wir doch miteinander darüber, wie wir stärker nach der Bibel fragen können. Wie die Gestalt unserer Gemeinde sich eindeutiger nach der Bibel ausrichten kann! Lasst uns gemeinsam wach werden und der Bibel wieder mehr Möglichkeiten geben!

Der Bibel mehr Möglichkeiten geben? Ja – und zugleich ist es andersherum: Die Bibel ist es doch, die für uns Lebensmöglichkeiten enthält, die uns Möglichkeiten gibt. Wenn wir sie lesen, entdecken wir sie. Die Pharisäer hatten nicht alle Tonarten des Lebens entdeckt. Z. B. nicht die der Barmherzigkeit. Sie hatten nicht genug gelesen. Wenn Jesus uns fragt: Habt ihr nicht gelesen?, dann will er uns alle Möglichkeiten Gottes für unser Leben zeigen. Wir finden sie in der Bibel. Wenn wir sie lesen. Lesen macht den Unterschied!
Amen.